[Rezension] Der Herr der Tränen (The Legacy of Lord Regret) - Sam Bowring

16.08.2014 15:30

Ein alter Krieger darf nicht auf Frieden hoffen.
Rostigan ist des Kämpfens müde. Den Ruhm, den er in zahlreichen Schlachten erworben hat, hat er nie gewollt. Dennoch weicht die Bardin Tarzi, die ein Lied über seine nächste Heldentat verfassen möchte, nicht von seiner Seite. Da erreichen sie das einst so prächtige Silberstein, doch die große Stadt mit den weißen Türmen wurde vollständig vernichtet. Rostigan erkennt, dass Tarzis Wunsch erfüllt werden wird. Er wird sich einer neuen Gefahr stellen müssen, der größten überhaupt vorstellbaren. Die Wächter sind zurückgekehrt!

 

 

Originaltitel: The Legacy of Lord Regret

9,99€ Taschenbuch

8,99€ Ebook

Blanvalet Verlag

448 Seiten

 

"Über ihm klaffte die Wunde im Gewebe der Welt, offen mit rot ausgefransten Ränder. Dahinter war zusehen, was niemals Blicken ausgesetzt sein sollte, das Innenleben der Großen Magie. Es sah aus wie die bunten Venen eines Riesen, die aus eng geschnürten kleinen Fäden zusammen gewoben waren und einander umschlangen."

Seite 60

 

Dieses Buch ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits ist es sehr gut geschrieben und ich konnte mir alles gut vorstellen, andererseits ist die Handlung ziemlich grausam, aber auch sehr spannend. Was am Anfang aber für Verwirrung gesorgt hat waren die Rückblicke, denn die fingen einfach so ohne Vorwarnung an, und erst habe ich überhaupt nicht verstanden, dass das grade ein Rückblick ist.

Der Schreibstil ist kurz und knackig und man wird immer von neuen Wendungen überrascht. Was ist richtig gut finde ist das Magiesystem in diesem Buch. Bei Sam Bowring ist alles mit Fäden ineinander verknüpft und die sogenannten Fadenwirker können die Fäden beeinflussen und kontrollieren. Das ist mal etwas Neues.

Die Charaktere finde ich auch ziemlich gut, man merkt direkt, dass alle etwas Gutes und etwas Schlechtes an sich haben, die einen mehr und die anderen weniger. Die Geschichte wird aus der Sicht der Wächter und Rostigan erzählt. Rostigan ist ein alter Krieger wie er im Buche steht, etwas wortkarg, aber gewissenhaft bei seiner Pflicht. Zu den Wächtern gehören der überheblichen Braston, der denkt, alles gehöre ihm, weil er vor zigtausend Jahren mal König war, die schöne Yalenna, die alles dafür tun würde, dass der Einfluss der Wächter auf die Welt nachlässt und vor 3000 Jahren nicht einmal davor zurückgeschreckt hat, ihre Kameraden zu töten, der körperlich veränderte Salarkis, der sich nicht recht entscheiden kann auf welcher Seite er stehen will, den grausamen Forger, der durch das Leiden anderer Leute mehr Kraft bekommt und ihr Anführer Megan, der lange Zeit verschollen war. Die Bardin Tarzi, die rettungslos in Rostigan verliebt und eine ausgesprochen lebhafte Geschichtenerzählerin ist. Ich mag sie.

Das Buch ist allerdings nichts für schwache Nerven, denn es werden bis aufs kleinste Detail Grausamkeiten beschrieben und obwohl ich eigentlich dachte, das mir sowas nichts ausmachte, bekam ich einmal einen Alptraum in dem ich Forgers Grausamkeiten verübt habe, und auch beim Lesen lief es mir manchmal eiskalt den Rücken runter.

Der Titel ist gut, da mit dem Kampf gegen den Herrn der Tränen alles angefangen hat, und auch wenn er schon lange tot ist, immer noch über allem schwebt. Auch das Cover passt, da es die offene Wunde der Magie zeigt die durch den Herrn der Tränen entstanden ist.

Es ist eigentlich ein gutes Buch aber für den Alptraum, den es mir beschert hat, bekommt es 3,5 von 5 Bücherwelten, trotzdem bin ich sehr gespannt auf den zweiten Teil "Der Herr der Lügen"